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05.11.2023
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Bäume beschatten Städte und kühlen sie durch Evaporation ab. Bäume helfen Städten mit den zwei größten meteorologischen Herausforderungen des Klimawandels umzugehen: Höheren Temperaturen und extremen Niederschlagsereignissen.
Bäume sind daher ein wichtiger Baustein urbaner Klimaanpassungsstrategien. Doch leiden auch Bäume unter dem Klimawandel, den steigenden Temperaturen und längeren Trockenperioden. Ihre Kühlleistung hängt vom Wasserangebot ab. Wenn Bäume unter Wassermangel leiden, können sie nicht mehr effizient kühlen. Außerdem sind sie dann anfälliger gegen Krankheiten und Schädlingen. Fichten beispielsweise benutzen Harz, um den Borkenkäfer abzuwehren und benötigen dafür Wasser.
Und dabei haben Stadtbäume sowieso schon schwierige Bedingungen: Höhere Temperaturen als im ländlichen Umland, versiegelte Flächen, knapper Wurzelraum, Streusalz.
Das Klima ändert sich und das wird immer sichtbarer. Christian Hönig, Baumschutzexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland schreibt:
"Das dritte trockene Jahr in Folge droht die Allee-, Straßen- und Parkbäume langfristig zu schädigen."
Herausforderung Klimawandel
Schon jetzt haben viele Stadtbäume Probleme, um mit den aktuellen klimatischen Bedingungen umzugehen. Dabei müssen wir damit rechnen, dass sich die Probleme noch verstärken werden. Das Deutsche Umweltbundesamt geht davon aus, dass bis zum Jahr 2100 die globale Durchschnittstemperatur um 1,8 bis 4,0 Grad Celsius ansteigen wird.
Die Stadtbäume müssen also den klimatischen Bedingungen der Zukunft gerecht werden. Und das heißt: längere Trockenzeiten und höhere Durchschnittstemperaturen.
Hier möchte ich in Bezug auf die Thematik Stadtbäume der Zukunft hauptsächlich auf den Aspekt von Baumarten eingehen. Damit Städte auch in Zukunft einen gesunden Baumbestand haben, sind allerdings noch weitere Maßnahmen wichtig: Angepasste Bewässerung, weitläufigere Flächen für die Versickerung von Regenwasser, größere Räume für Verwurzelung. Zudem vermehrt Pflanzengemeinschaften und eine gute Grünvernetzung.
Baumarten für die Zukunft
Welche Bäume können die zunehmend heißen und trockenen Sommer überstehen – und kommen gleichzeitig mit Frost klar?
Die Forstwissenschaftler Andreas Roloff, Stephan Bonn und Sten Gillner haben die KLimaArtenMatrix ausgearbeitet. In dieser Liste sind Stadtbaumarten und -sträucher aufgelistet, die beiden Kriterien genügen.
Einige Beispiel für heimische Stadtbäume und -sträucher, die sowohl winterhart und trockentolerant sind:
- Feld-Ahorn
- Grau-Erle
- Gewöhnlicher Wacholder
- Wald-Kiefer
- Badische Eberesche
- Gewöhnliche Felsenbirne
- Felsen-Kirsche
Einige Beispiel für nicht-heimische Stadtbäume und -sträucher, die sowohl winterhart und trockentolerant sind:
- Eschen-Ahorn
- Rotzeder
- Gemeine Hopfenbuche
- Schwarz-Kiefer
- Zweifarbige Eiche
- Gemeine Robinie
- Mandschurische Linde
- Sibirische Ulme
Allerdings ist jede Stadt klimatisch einzigartig und hat ihre Besonderheiten. Deshalb können solche Listen nur als Anhaltspunkte dienen.
Außerdem gibt es zusätzliche Kriterien: Die Silberlinde und die Zerreiche beispielsweise können beide gut mit den zunehmenden klimatischen Extremsituationen umgehen. Die Silberlinde neigt allerdings zu Astbrüchen und die Zerreiche reagiert empfindlich auf verdichtete Böden und Streusalz. Es gibt also viele Faktoren abzuwägen, um die richtigen Bäume für einen bestimmten Standort auszuwählen.
Ein hilfreiches Werkzeug dafür ist Citree, eine Datenbank für urbane Gehölze. Hier können durch Eingabe von Anforderungen und Bedingungen geeignete Baumarten identifiziert werden.
Biodiversität für die Stadt der Zukunft
Trockenheitsresistente Bäume sind für die Städte der Zukunft zentral. Ein weiterer zentraler Faktor ist Biodiversität. Nur eine hohe Diversität von Baumarten kann einen gesunden Baumbestand gewährleisten. Aktuell decken in den meisten deutschen Städten drei bis acht Baumarten den größten Teil der Straßenbäume ab. Falls eine dieser Art von Schädlingen oder einer Krankheit befallen wird, ist ein Großteil des Straßenbaumbestandes der ganzen Stadt angeschlagen.
Artenvielfalt hilft das Risiko zu minimieren, dass viele Bäume gleichzeitig krank werden. Diversität ist daher für einen resilienten Baumbestand unerlässlich.
Artenvielfalt bei Stadtbäumen hilft auch, die urbane Biodiversität zu erhöhen. Bäume sind kleine Ökosysteme, die die Artenvielfalt generell erhöhen. In Bäumen finden Insekten, Vögel und kleine Säugetiere Nahrung und passende Habitate. Ebenso andere Pflanzen und Pilze. Je mehr Bäume in einer Stadt sind, je höher ihre Diversität und je besser sie miteinander vernetzt sind, desto höher die Biodiversität der Städte. Da die Urbanisierung fortschreitet, kommt der urbanen Biodiversität ein wichtiger Beitrag bei.
Was haben Städte denn mit Biodiversität zu tun?
Die Wissenschaftler Ingolf Kühn, Roland Brandl und Stefan Klotz haben in einer Studie herausgefunden, dass in Mitteleuropa bei Stadtflächen von 100 km2 (ungefähr die Größe Heidelbergs) und bei über 200.000 Einwohnern durchschnittlich ungefähr 1000 verschiedene Pflanzenarten vorhanden sind. Die Forscher unterstreichen, dass die urbanen Regionen dadurch die Artenvielfalt der intensiv genutzten Kulturlandschaft bei weitem übertrifft.
Das Netzwerk BioFrankfurt schreibt, dass im Frankfurter Raum 1675 Farn- und Blütenpflanzen verbreitet sind. Zum Vergleich: Im elfmal größeren Taunusgebirge finden sich lediglich 1250 Pflanzenarten.
Städte sind also regelrechte Biodiversitäts-Hotspots. Aber warum so viel Wert auf Artenvielfalt legen? BioFrankfurt schreibt dazu:
„Für den Menschen ist die Biodiversität eine der wichtigsten Lebensgrundlagen und Garant für Lebensqualität, von dem wir auf vielseitige Weise abhängen oder profitieren.“
Und das Artensterben ist für die Menschheit eines der drängendsten Probleme.
Stadtbäume können hier einen wertvollen Beitrag leisten, neben all den anderen wichtigen Beiträgen. Und Artenvielfalt kann auch eine soziale Dimension haben: Baumanlagen als moderne urbane Allmenden.
Stadtbäume der Zukunft
Eine weitere interessante Frage betreffend Stadtbäume der Zukunft könnte sein:
Welche Bäume schaffen zusätzlichen Mehrwert für die lokalen Ökosysteme und die ansässigen Menschen?
In Zukunft könnten Bäume in Parkanlagen beispielsweise verstärkt so ausgewählt werden, dass sie auch soziale Funktionen erfüllen. Städte könnten in ihren Parkanlagen vermehrt Walnuss-, Apfel- oder Feigenbäume pflanzen und damit Orte kreieren, an denen Menschen einen stärkeren Bezug zu den Grünanlagen bekommen.
Ein prominentes Beispiel hierzu ist die Essbare Stadt Andernach. Unter dem Ziel, öffentliche Grünräume auch unter dem Aspekt einer schwierigen Haushaltssituation kreativer zu gestalten und urbane Biodiversität zu fördern, hat Andernach auf ihren Grünflächen essbare Bäume, Sträucher und Gemüsesorten gepflanzt.
Diese öffentlichen Anlagen wurden dadurch zu Begegnungsstätten von Menschen verschiedenster Altersklassen und Kulturen.
Wie findest Du diese Idee? Orte schaffen, an denen sich Menschen treffen und wieder einen Bezug zur Natur und zu ihrer Ernährung aufbauen können? Solche Orte könnten ein Bewusstsein dafür schaffen, wie unsere Eltern und Großeltern einen Teil ihrer Nahrung selbst angebaut haben. Es könnte für viele Städte gewinnbringend sein, verstärkt wieder auf lokale Systeme zu bauen und die Öffentlichkeit durch Baumallmenden in diese Arbeit einzubeziehen.
Andreas Hunkeler
Dipl. Sozial- und Kulturanthropologe mit dem Schwerpunkt nachhaltige und partizipative Grünflächengestaltung in Städten. (Mehr über den Autor).
Meine Vision ist es zusammenzuführen: Menschen und Bäume, Natur und Kultur, Bevölkerung und städtische Behörden.
Bei Fragen, Anregungen, interessanten Geschichten oder spannendem Wissen zu diesem Thema kannst Du mich gerne anschreiben: andreas@baumbad.de. Ich freue mich auf Deine Nachricht!
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